Der klassische Industrie-Arbeiter scheint passé: Rationalisierung, Standortverlagerungen, Fabrikschließungen und Prekarisierung steht auf der Tagesordnung. Mit der Drohkulisse der Massenentlassungen werden in Jahrzehnten erkämpfte Standards geschliffen. Die etablierten Gewerkschaften stehen dem meist nur defensiv gegenüber.
Aber es gibt auch Hoffnung: In hunderten von Fabriken weltweit haben inzwischen die Belegschaften nicht nur die Produktion übernommen, sondern die Orte der monotonen Industriearbeit zu sozialen Experimenten umgewandelt.
Wir werfen mit dieser Filmreihe einen Blick auf diese Umbrüche.
Sonntag, 28.4., 17:00–22:00 Uhr:
Verkaufsstand vom union coop // shop mit Produkten aus besetzten Fabriken
weitere Infos: www.union-coop.org/shop
Spielfilm, Frankreich 2018, 114 min, Regie: Stéphane Brizé, mit Vincent Lindon, Mélanie Rover, Jacques Borderie, David Rey, Olivier Lemaire, Martin Hauser
Im südfranzösischen Aden droht dem Werk der Perrin-Industrie, dem einzigen größeren Arbeitgeber der Region, die Schließung. Obwohl die gut tausend MitarbeiterInnen schon Zugeständnisse bei Lohn und Arbeitszeiten gemacht hatten, um ihre Jobs zu erhalten, und trotz Rekordgewinnenen in der letzten Bilanz, will die Firma, die inzwischen einem deutschen Konzern gehört, das Werk dicht machen. Gemeinsam und solidarisch wollen die ArbeiterInnen gegen die Schließung des Werks protestieren. Der altgediente Gewerkschafter Laurent Amédéo führt den Streik an. Doch die Verhandlungen dauern an und schon bald wird der Ton rauer. Es entspinnt sich ein nervenzehrender Existenzkampf, der auch unter den AngestelltInnen Zwietracht sät.
Do | 25.04. | 19:30 Uhr | |
Sa | 27.04. | 20:15 Uhr | |
So | 28.04. | 20:00 Uhr | |
Mo | 29.04. | 22:30 Uhr | |
Do | 30.04. | 20:30 Uhr | |
Mo | 06.05. | 20:30 Uhr | |
Di | 07.05. | 22:15 Uhr | |
Mi | 08.05. | 22:15 Uhr | |
Sa | 11.05. | 20:30 Uhr | |
Di | 14.05. | 18:15 Uhr | |
Mi | 15.05. | 22:30 Uhr |
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Dokumentarfilm, F 2016, 83 min, Regie: François Ruffin
Vier Euro pro Tag für eine dreiköpfige Familie, ein Butterbrot zu Weihnachten, kein Öl für die Heizung im tiefsten Winter – Familie Klur ist am Ende. Seit der Schließung einiger Fabriken durch den Luxuskonzern LVMH in Nordfrankreich haben viele Menschen ihre Arbeitsplätze verloren. Die Klurs sind kurz davor, ihr Haus aufgeben zu müssen, als François Ruffin an ihrer Haustür klopft. Der Regisseur und Journalist ist Mitglied einer militanten Gruppe, die die Protestbewegung »Nuit Debout« in Frankreich gründete. Familie Klur und der Journalist schmieden gemeinsam einen Plan, um die Aufmerksamkeit des Firmenchefs von LVMH, Bernard Arnault, zu gewinnen. Ein Film, der auf humorvolle Art die Konsequenzen des Outsourcings demonstriert und in Frankreich hohe Wellen schlug.
Do | 25.04. | 18:00 Uhr | |
Di | 28.04. | 22:00 Uhr | |
Di | 30.04. | 17:00 Uhr | |
Mo | 06.05. | 22:30 Uhr | |
Mi | 08.05. | 17:00 Uhr | |
Do | 09.05. | 17:00 Uhr |
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Spielfilm, F 2011, 102 min, Regie: Robert Guédiguain, mit Ariane Ascaride, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan, Marilyne Canto
Michel ist seit 30 Jahren Hafenarbeiter und stolzer Gewerkschafter. Aber auch er bleibt nicht von Umstrukturierungen verschont. Als er 20 Kollegen auswählen muss, die entlassen werden sollen, setzt er sich aus Solidarität kurzerhand selbst auf die Liste. Mit diesem Verlust kann er allerdings leben, er genießt sein neues Leben als Frührentner. Erst als zwei maskierte Männer Michel und seine Frau beim Abendessen bei Freunden überfallen, wird langsam klar, dass hier mehr in die Brüche ging. Er forscht nach und erfährt, dass der Überfall von einem jungen ehemaligen Arbeitskameraden organisiert wurde, der seine Stelle verloren hat…
Sa | 27.04. | 22:15 Uhr | |
Mo | 06.05. | 17:30 Uhr | |
Sa | 11.05. | 22:15 Uhr | |
Mi | 15.05. | 17:00 Uhr |
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Spielfilm, Portugal 2017, 177 min, Regie: Pedro Pinho, mit José Smith Vargas, Carla Galvão, Njamy Sebastião, u.a.
Eine Aufzugsfabrik in der Nähe von Lissabon: die Geschäfte gehen eher schlecht im krisengebeutelten Portugal. Eines Nachts realisiert die Belegschaft, dass ihre Chefs den Diebstahl ihrer eigenen Maschinen organisieren. Schnell begreifen sie, dass sie es sind, deren Arbeit hier abgewickelt werden soll. Was tun? Sie diskutieren über Politik, Aktionismus und radikale Maßnahmen, schließlich widersetzen sie sich dem Diktat von Oben und besetzen ihren Arbeitsplatz. Als sich die Verwaltung komplett aus dem Staub macht, bleiben sie in der leeren Fabrik zurück. Wie soll es weitergehen? Plötzlich eröffnen sich völlig neue, bisweilen absurd überraschende Perspektiven…
»Pedro Pinho gelingt mit ›A Fábrica de Nada‹ die Wiedergeburt des politischen Films.«
(Georg Seeßlen)
Sa | 27.04. | 17:15 Uhr | |
Sa | 11.05. | 17:30 Uhr | |
So | 12.05. | 15:00 Uhr |
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4-teiliger Dokumentarfilm, D/A 2014-2018, 131 min, Regie: Dario Azzellini und Oliver Ressler
Die Wirtschaftskrise von 2007 führte zu zahlreichen Fabrik-Schließungen. Der Widerstand dagegen blieb meist defensiv. Der vierteilige Dokumentarfilm »Occupy, Resist, Produce« fokussiert auf die seltenen Fälle von gut organisierten Fabrikbesetzungen in Europa, die das Ziel haben, die Produktion unter die Kontrolle der Arbeiter_innen zu bringen. Die Arbeiter kämpfen nicht nur, sie übernehmen die Initiative und werden zu Protagonisten, etablieren horizontale Beziehungen und übernehmen direktdemokratische und kollektive Mechanismen der Entscheidungsfindung. Die rückeroberten Arbeitsstätten erfinden sich oft selbst wieder, etablieren Verbindungen mit lokalen Communities und sozialen Bewegungen. Gezeigt werden die Beispiele RiMaflow (Mailand), Officine Zero (Rom), Vio.Me (Thessaloniki) und Scop Ti (Gémenos/Marseille).
Mo | 29.04. | 17:30 Uhr |
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Dokumentarfilm, Kroatien 2016, 45 min, Regie: Vedrana Pribačić
Dieser Film ist ein berührendes Zeugnis einer Gruppe von Arbeitern, die gezeigt hat, dass es möglich ist, »Nein« zu einem gewinnorientierten Konkursverfahren zu sagen, eine Fabrik zu besetzen und einen Kampf gegen die Korruption zu gewinnen. Diese Arbeiter teilen ihre Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühle in Bezug auf die 11 Jahre des Kampfes. Sie erklären, wie sie die Besetzung der Fabrik verteidigt und weitergeführt haben, wie sie die erste erfolgreiche zu 100% von Arbeitern geführte Fabrik in Kroatien gegründet haben und wie es sich anfühlt, ein Teil davon zu sein.
So | 28.04. | 18:30 Uhr | mit Gästen von Mov(i)e Activism |
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Dokumentarfilm, D 2008, 45 min, Produktion: RSB
Der Film dokumentiert den bisher letzten Versuch einer Belegschaft in Deutschland, die Produktion selbst zu übernehmen. Er dokumentiert die 115-tägige Betriebsbesetzung bei Bike Systems in Nordhausen/Thüringen im Jahre 2007. Im Rahmen der Betriebsbesetzung wurde eine Produktion von 1.800 Fahrrädern, den sogenannten »Strike Bikes«, in Selbstverwaltung durchgeführt. Die Betriebsbesetzung war die Antwort der Belegschaft auf die Ankündigung der Geschäftsleitung, den Betrieb zu schließen und auch die ausstehenden Löhne und Abfindungen nicht zu zahlen. In dem Film kommen die Arbeiter selbst zu Wort und erzählen ihre Geschichte.
So | 28.04. | 17:45 Uhr | |
Mo | 13.05. | 20:30 Uhr | mit Gästen vom Filmteam, der FAU und mit Adrian Mengay, Berater von Betriebsräten bei Insolvenzen und Forscher zu Betriebsübernahmen in Südamerika |
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in Blick in eine andere Region: Im Frühling 2018 haben Arbeiter der Schweißgerätefabrik Jasic in Shenzhen begonnen eine Gewerkschaft aufzubauen. Daraufhin wurden ab Juli Dutzende Arbeiter entlassen und verhaftet. Um gegen diese Repression zu protestieren entwickelte sich eine ungewöhnliche Solidaritätsbewegung von marxistischen Studierenden, die mit großer Opferbereitschaft für die kämpfenden Arbeiter eintrat. In einer zweiten Repressionswelle wurden viele dieser Studierenden von der Polizei entführt und unter Druck gesetzt von ihren politischen Aktivitäten abzulassen. Sie stehen für eine breite Bewegung an den chinesischen Universitäten, die sich in marxistischen Lesezirkeln zusammenschließen und tatkräftig Kämpfe von Arbeiter unterstützen. Wir zeigen Videos aus Shenzhen über diese außergewöhnlichen Vorgänge.
Mi | 08.05. | 18:30 Uhr | mit Gästen von labournet.tv |
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Dokumentarfilm, D 2019, 70 min, Regie: Johanna Schellhagen/labournet.tv
1972 gründeten ein paar Arbeiter und Revolutionäre bei Opel in Bochum die »Gruppe oppositioneller Gewerkschafter« (GoG). Als Betriebsräte gaben sie geheime Informationen an die Belegschaft weiter, sie sorgten für achtstündige Betriebsversammlungen, kämpften gegen Krankenverfolgung, organisierten ihren eigenen Bildungsurlaub und versuchten sogar, auf eigene Faust direkte internationale Solidarität zwischen den verschiedenen General-Motors-Belegschaften in Europa herzustellen, um sich gegen die Standort-Erpressungen in den 90er Jahren zur Wehr zu setzen. Ihre radikalen Aktivitäten kulminierten schließlich im wichtigsten Wilden Streik der deutschen Nachkriegsgeschichte, als die Belegschaft im Oktober 2004 sechs Tage lang das Werk besetzte und die Produktion in ganz Europa lahmlegte.
Ein Portrait von Kollegen, die sich Gehör verschafften. Ihre Praxis einer unbeirrten Betriebspolitik von unten zeigt, dass Widerstand möglich ist. Auch heute. Auch in Großbetrieben.
Do | 02.05. | 16:00 Uhr | |
Fr | 03.05. | 16:15 Uhr | |
Sa | 04.05. | 16:15 Uhr | |
So | 05.05. | 15:45 Uhr | |
Mo | 06.05. | 19:15 Uhr | |
Di | 07.05. | 17:00 Uhr | |
Mi | 08.05. | 20:30 Uhr | in Anwesenheit der Regisseurin Johanna Schellhagen |
Do | 09.05. | 18:30 Uhr | |
Mo | 13.05. | 17:15 Uhr | |
Di | 14.05. | 17:00 Uhr | |
Mi | 15.05. | 18:45 Uhr |
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